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Das Bauernhaus Das Bauernhaus Hinterobernau ist ein typischer überkämmter Vierkant- blockbau. Das Holz stammte meistens aus dem eigenen Wald und wurde von den Bauern mit Unterstützung der Nachbarn geschlagen und aufge- arbeitet. Das Nutzholz wurde entsprechend gelagert, das Brennholz in 1 Meter-Scheite geschnitten und geteilt (kloben) und zum Trocknen aufgeschichtet um später auf 3x 0,33 Meter geschnitten, gehackt und geschichtet zu werden. Das sau- bere Aufschichten war „Ehrensache“ – ein Holzstoß, der umgefallen ist, war einerseits peinlich und im Volksmund ein Indiz, dass es wieder ein Kind in der Familie geben wird. Der gemauerte Teil bei der Küche (straßenseitig) ist nicht original – bei der Sanierung wurde eine Mauer errichtet um das Holz vom Spritzwasser der Straße zu schützen. Die Balken für das Wohnhaus wurden mit einer Stärke von 15-16 cm mit einer speziellen Hacke behauen. Die Werkzeuge dazu wirst Du im Rah- men der Führung in der Werkstatt sehen. Die Bretter wurden mit einer Hand-Rahmensäge mit der Bedienung durch 4 Männern (2 oben, 2 unten) geschnitten. Das Behauen und Schneiden war manuelle Schwerstarbeit! Das Aufstellen des Hauses wurde durch Zimmerleute auf der „Stör“ – also Wanderhandwerker – gemacht, die für Kost und Logis und ein geringes Entgelt gearbeitet haben. Der Grundriss der Unterinntaler Bauernhäuser ist einfach – auch um den Verschnitt der kostbaren Holzbalken zu minimieren. Das Wohnhaus ist rechteckig und wird durch die Eingangs- und Balkontüren unterbrochen. Zwischen dem ersten Stock und dem Dachboden wird das Haus durch einen oder zwei durchgehenden Balken zusammengehalten, die eine 7
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