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Innereien waren natürlich die heiß begehrten Gustostückerln. Die Genießer delektierten sich an den Wangen (extrem fett) oder den gekochten Klauen (zum Abnagen). Das Leben der Schweine war durch den bäuerlichen Jahresablauf bestimmt – solange es die Magermilch und Jutten (Molke) als Abfallprodukt der Käserei gab, die Schweine Gras fressen konnten, wurden sie gemästet. Wenn durch die Trächtigkeit der Kühe die Milchleistung und damit auch die Menge der Magermilch zurückgingen, war es Zeit für die Schlachtung. Das Schlachten wiederum wurde gerne mit Festlichkeiten kombiniert – wenn bei einer Hoch- zeit die Nachbarn und Verwandten geladen waren, konnte das Fleisch und die Wurstwaren entsprechend angeboten werden. Fleisch gab es nur zu besonderen Anlässen – wie zur Kirchweih im Oktober, Weihnachten und anderen heiligen Festtagen! Vielleicht hilft Dir die Schilde- rung eines typischen Arbeitstages, diesen Alltag besser zu verstehen: Der Tag begann gegen 4 Uhr – der Bauer begann mit der Stallarbeit: Melken der Kühe, Füttern der Schweine und des Kleintiers, ausmisten u.v.m. Auch wenn die Tiere eine gewisse Temperatur im Stall gehalten haben, war der direkte Übergang vom warmen Bett in den kalten Stall im Winter sehr erfri- schend. Die Bäuerin begann mit der Vorbereitung in der Küche – einheizen, Geräte bereitstellen usw. Der Hof war auch in der Verarbeitung autark, d.h. die Produkte wurden sofort verarbeitet. Die Bauersleute und das Gesinde mussten ein eingespieltes Team sein um die immer gleichen Abläufe rasch und reibungslos zu erledigen. Die Milch wurde mit der Zentrifuge „ochatrieben“ – d.h. der Rahm wurde von der Milch getrennt um zu Butter weiterverarbeitet zu werden. Butterfass und Zent- rifuge wirst Du im Gang und in der Rauchküche sehen. Bei größeren Milchmengen wurde die Milch zu Käse weiterverarbeitet – meist gemeinsam mit der Milch vom Abend des Vortages. Die Magermilch und die verbleibende Milch der Käseproduktion wurden an die Schweine verfüttert 11
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