Die Sensensammlung im Bauernhausmuseum Hinterobernau, Kitzbühel

Die Sonderausstellung Sensen und Mähen, die im Bauernhausmuseum Hinterobernau gezeigt wird, gründet auf einem Geschenk von Dr. Josef Ziepl im Jahr 2014. Für die Aufbereitung der Sonderausstellung wurde das Sensenmuseum in Scharnstein (OÖ) konsultiert.Es handelt sich bei diesem Geschenk um ein Originalpaket von geschmiedeten Sensenblättern mit technischer Beschreibung aus der letzten Produktionsserie der Jenbacher Sensenschmiede. Die Produktion wurde dort im Jahr 1971 endgültig eingestellt. Der Bestand wurde durch bereits vorhandene Sensen im Museum erweitert. Hinzugekommen sind weiters zwei Pfisterer-Exemplare aus Aurach. Sensenproduktionen gab es im (Nord)Tiroler Unterland weiters in Kirchdorf, Hopfgarten, in Kleinzell, in Scheffau am Wilden Kaiser, in Zell im Zillertal, Kössen und Oberndorf.

In diesem Kontext ist auch auf das Jenbacher Museum zu verweisen, das der „Geschichte der Sensenindustrie seit der ersten Schmiede in Jenbach im 14. Jahrhundert“ mit „Urkunden und Exponaten“ eine Schau widmet. Dieser Jenbacher Handwerkszweig war sehr geschätzt und erreichte Weltruf. Je nach unterschiedlichen Standorteigenschaften und Verwendungszwecken waren die Sensenblätter zu adaptieren. Beleg dafür sind nicht zuletzt Bezeichnungen wie „Türkensense“, „Deutschritter“, „La Segadora“, „Guadaňas Marca Toro“ oder „Schneid-Königin“. Der nachfolgenden Abbildung der Sensensammlung ist zu entnehmen, dass neben Österreich noch Deutschland, Italien, Spanien oder Argentinien zu bedeutsamen Absatzmärkten gehörten. Bekannt sind vor allem die „Aquila“-Serien für Südamerika. Bemerkenswert sind die Etiketten der Modelle von Josef Pfisterer, welche mittels Redewendung auf die Relevanz einer guten Schneid verweisen. Die Zwei-Rinder-Sense verrät: „Gute Schneid halbe Arbeit.“ Das andere Blatt mit der Aufschrift „Josef Pfisterer Aurach Tirol“ schlägt dem Mäher folgenden Versuch vor: „Mit dieser Sense kann man sich rasieren, wer’s nicht glaubt, der solls probieren!

Die Autoren konnten zu den Pfister Sensen folgendes erheben: Ein Auracher Bauer hatte diesen Sensen-Typ (Pinzgauer-Sense) aus einer Kärntner Sensenschmiede erworben. Dieser hat den Auracher Schmied J. Pfister dazu gebracht, dass der den Sensenhandel von dieser Kärntner Produktion mit eigner Aufschrift übernahm. Er verkaufte sie hauptsächlich im Kitzbüheler Raum und im Pinzgau. In den 50-er Jahren hörte dieser Handel langsam auf.

Bedeutend für unsere Region war auch die Oberndorfer Sensenschmiede. Der Dorfchronik von Oberndorf in Tirol ist zu entnehmen, dass die Sensenschmiede gegenüber dem Sensenschmiedhaus stand und 1918 abgetragen wurde. Ein Relief über der Eingangstür dieses Hauses im Ortsteil Wiesenschwang erinnert noch daran. Darauf abgebildet ist der römische Gott Vulcanus, der Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Die Gläubiger der Schwendtinger Schmiede in St. Johann in Tirol verkauften die Gerechtsame an drei Bauern aus dem Viertel Kirchdorf, jene wiederum an Simon Zimmermann. Dieser war Sensenschmied und erwarb die Hammerschmiede, die er zu einem erfolgreichen Betrieb ausbaute. Als 1851 sein gleichnamiger Sohn zusätzlich das Gewerbe der Huf- und Waffenschmiede erwirbt, erklärt er sich zugunsten des Dorfschmiedes Nikolaus Zwischenbruggers bereit, „im Umkreis einer Stunde die Huf- und Waffengerechtsame“ zu verzichten. Dafür erhielt er von Zwischenbrugger jährlich eine Summe von 200 Gulden. 1875 ging das Gewerbe wiederum auf dessen gleichnamigen Sohn über, der etwa 20 bis 30 Gesellen beschäftigt haben dürfte. Er konnte den Familienbesitz erneut ausbauen und war damals der wohlhabendste Oberndorfer. Ihm gehörten neben der Sensenschmiede zwei Mühlen und ein Sägewerk. Nicht zuletzt aufgrund der Konkurrenz durch die Jenbacher Sensenfabrik sowie den ausschweifenden Lebenswandel des Besitzers, gingen die Geschäfte ab 1900 zurück. Zimmermann musste die Mühlen und die Säge verkaufen und der einstmals erfolgreiche Unternehmer verstarb 1929 völlig mittellos im Armenhaus in St. Johann in Tirol.

Kurt Pikl, Willi Gianmoena

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